Die Zahl der binnen eines Tages an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelten Corona-Neuinfektionen hat erstmals 90.000 Fälle überschritten. Die Gesundheitsämter meldeten laut RKI-Angaben vom Freitagmorgen 92.223 Neuinfektionen. Nach Recherchen von ZEIT ONLINE haben die Gesundheitsämter 94.996 neue Fälle gemeldet. Das sind 37.493 Infektionen mehr als in der Vorwoche und 13.888 mehr als am Vortag. Im Wochenvergleich entspricht das einem Anstieg um 59 Prozent. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 286 Todesfälle verzeichnet.
Die Zahlen von ZEIT ONLINE sind eigens auf Basis der Angaben von Landkreisen recherchiert und daher weniger von Verzögerungen in den Meldeketten betroffen als etwa die des Robert Koch-Instituts. Sie können daher von diesen abweichen. Die aktuellen Inzidenzen sind auch im Allgemeinen nur bedingt mit denen aus vorigen Wellen vergleichbar.
Auch die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte laut RKI mit 470,6 einen Höchststand. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 427,7 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 303,4 (Vormonat: 375,0).
Durch den Effekt der Impfungen führen mehr Infektionen nicht mehr im gleichen Maß wie früher zu einer Zunahme der Schwerkranken. Die Situation in den Kliniken bleibt dennoch angespannt: Beispielsweise fehlen vielerorts Pflegekräfte oder Klinikmitarbeiter müssen in Quarantäne. Dies kann dazu führen, dass weniger Menschen versorgt werden können. Es ist anzunehmen, dass die Zahlen zudem wegen der deutlich ansteckenderen Omikron-Variante in den kommenden Tagen weiter steigen werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Donnerstag mit 3,09 an (Mittwoch 3,13; Dienstag mit 3,34).
Den Daten von ZEIT ONLINE zufolge wurden in sieben Bundesländern Höchstwerte gemeldet. Die meisten Infektionen verzeichnete Baden-Württemberg mit 17.536 Fällen. Dahinter folgen Nordrhein-Westfalen mit 17.431 und Bayern mit 15.020 Infektionen. Auf Städte- und Kreisebene registrierte Berlin (7.800) die meisten neuen Fälle. Hamburg meldete 3.764 und München (Stadt) 2.369 weitere Infektionen. Neben Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hamburg wurden auch in Hessen (7.713), Niedersachsen (7.195), Schleswig-Holstein (4.388) und Rheinland-Pfalz (3.253) Höchstwerte gemeldet.
Lesen Sie die Übersicht zum Die Kennzahlen der Epidemie in einer optimierten Fassung.
In Baden-Württemberg starben mit 63 Fällen auch die meisten Menschen in Verbindung mit der Viruserkrankung. Thüringen verzeichnete 45 und Sachsen 42 Tote. Unter den Städten und Kreisen meldete Ludwigsburg 14 und Berlin 13 Todesfälle. In Tuttlingen und Gotha starben jeweils neun Menschen. Der Saale-Orla-Kreis übermittelte acht und Bautzen und Dresden jeweils sieben Tote.
Die Zahlen aus Berlin sind nach Angaben des Senats nicht vollständig. Grund sei eine technische Störung, durch die keine Daten aus dem Bezirk Marzahn-Hellersdorf übermittelt werden konnten. In zwei Kreisen wurden keine neuen Infektionen gemeldet – am Vortag waren es sieben.
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland wurden somit 7.802.617 Infektionen nachweislich registriert. 115.776 Menschen sind mit oder an einer Covid-19-Erkrankung gestorben. 72,3 Prozent der Bevölkerung gelten als vollständig geimpft – 74,8 Prozent haben mindestens eine Impfung erhalten. Bisher wurden 45,1 Prozent geboostert.
Kommentare
Goetheanist
#1 — vor 4 MonatenEine kluge Pandemiepolitik ruht auf 2 Säulen: Impfen und Testen. Impfen dient primär dem Eigenschutz vor schweren Verläufen und macht daher v. a. für die Risikogruppen Sinn. Testen dient durch Unterbrechen von Infektionsketten dem Übertragungsschutz, bei dem die Impfung schwächelt.
Absurder Weise wird nun genau im Omikronanstieg die Testpflicht für Geboosterte bei 2Gplus aufgehoben. Die Regierung nimmt dadurch in Kauf, dass ungetestete Geboosterte andere Geboosterte oder 2 fach geimpfte Mitglieder der Risikogruppe anstecken, was dann zu weiteren Belastungen der Krankenhäuser führt. Unserem sonst so moralinsauren Gesundheitsminister sind die dadurch entstehenden vermeidbaren Todesfälle offenbar egal.
Während man einerseits im Inzidenzanstieg bei Tests selektiv lockert, werden andererseits durch inzidenzunabhängiges 2 G plus Grundrechtseinschränkungen für Ungeboosterte für die Niedriginzidenzphase im Sommer festgeschrieben. Also Lockern, wenn die Zahlen am höchsten sind und verschärfen für die Zeit, wenn sie wieder unten sind. Das hat mit Logik und Verhältnismäßigkeit nichts mehr zu tun .
Um von diesen Absurditäten abzulenken wird mit den 2 fach Geimpften ein neuer Sündenbock aufgebaut, der ähnlich wie die Ungeimpften logikfern für alles das schuld sein soll, was in anderen Ländern mit Rekordimpfquoten teilweise sogar schlechter läuft als bei uns.
Offenbar ist der Trieb, die 2 fach Geimpften zu "nerven" stärker ausgeprägt als die epidemiologische Vernunft. Traurig.
Kelsie Plant
#1.1 — vor 4 Monaten"Impfen dient primär dem Eigenschutz vor schweren Verläufen und macht daher v. a. für die Risikogruppen Sinn."
Hier ist Ihr Denkfehler. Wussten Sie aber schon :-)
Machts.Sinn
#2 — vor 4 MonatenWieder höhere Zahlen – nun müsste der (Weihnachts-/Jahreswechsel-) Rückstau bald abgebaut sein.
Gelöschter Nutzer 12676
#2.1 — vor 4 MonatenJa. Wachstum steigt auch wieder. Gestern +54%, heute +59%. Und die Karte wird roter
Acula
#3 — vor 4 MonatenIn den USA ist eine neue Studie erschienen bzgl Omikron, die ich schon fast als bahnbrechend bezeichnen würde.
http://www.gesundheitsstadt-…
Zwei zentrale Befunde:
1)Im Vergleich zu Delta sinkt das Risiko um einen Aufenthalt auf den Intensivstationen um 74% (Krankenhausbehandlung um 50%)
2)die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus sinkt um 70%
Also: bei theoretisch gleicher Inzidenz von Omikron & Delta gibt es bei Omikron nur 26% der Intensivpatienten von Delta. Und diese 26%, die dann doch auf die Intensiv müssen, liegen da 70% kürzer als die Delta-Patienten. Ich bin kein Matheexperte und diejenigen, die Ahnung haben dürfen mich gerne korrigieren, aber ich komme da auf folgende Rechnung:
26% Intensivpatienten x 0,3 Aufenthaltsdauer = 9%
100%-9% = 91%
Bei gleicher Inzidenz hätten wir also bei Omikron eine um 91% geringere Intensivbelastung als bei Delta. Ist diese Rechnung korrekt?
Es ist natürlich so, dass Omikron ansteckender ist als Delta, aber bei 91% geringerer Intensivbelastung (im Falle von gleicher Inzidenz) müsste Omikron schon in extremem Maße ansteckender als Delta sein und wir müssten auf extreme Inzidenzen kommen, damit Omikron auch nur zu einer ähnlich hohen Intensivauslastung wie Delta führen würde.
Wenn die Zahlen stimmen, dann müssen wir nicht um den heißen Brei herumreden. Dann war’s das mit der Pandemie.
Kelsie Plant
#3.1 — vor 4 MonatenHier die Studie:
https://www.medrxiv.org/cont…
Die Hospitalisierung mit Omikron hat um den 20. rum fahrt aufgenommen. Die Studie lief bis 1. Januar.
Da wäre ich sehr sehr vorsichtig. Die USA haben die höchste Krankenhausbelegung seit Begin der Pandemie.
Gutmensch statt Schlechtmensch
#4 — vor 4 MonatenDann wäre die frühere 100er Inzidenz jetzt eine 1000er, oder? Kommt hin...
Da sind wir in spätestens 2 Wochen🤷
Die Studie hab ich jetzt nicht gelesen, aber ich schätze anhand der hohen Zahlen, dass darin die aktuelle Situation in den USA untersucht wird, sprich in einer Bevölkerung mit dieser Impfquote und Impfverteilung über die Altersklassen.
Auch ungeimpfte sind etwas schwächer getroffen, dafür durch die extrem hohe Übertragbarkeit gerade ziemlich sicher bald infiziert- viele auf einmal.
Ich kenne eine sehr alte ungeimpfte Person ("weil die Impfung Magnetisch macht") die ich aber echt gern hab.
Voll traurig...
Acula
#4.1 — vor 4 Monaten„Dann wäre die frühere 100er Inzidenz jetzt eine 1000er, oder?“
Beziehen Sie sich auf meinen Kommentar? Nein, als eine Inzidenz von 200 noch zu vollen Intensivstationen führte, gab es noch keine Impfungen.
Zuletzt hat eine Inzidenz von etwa 500 zu einer Intensivbelastung von etwa 5.000 Intensivpatienten geführt.
Wenn Omikron also die Intensivstationen um etwa 91% entlastet, dann bräuchten wir in Zukunft eine Inzidenz von etwa 4.500, um auf 5.000 Intensivpatienten zu kommen.