Erstmals seit Pandemiebeginn hat das Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland mehr als 60.000 neue Corona-Infektionen an einem Tag registriert.
Wie das RKI mitteilte, wurden den Gesundheitsämtern im Laufe des Mittwochs bundesweit 65.371 Neuinfektionen bekannt – ein neuer Spitzenwert. Am Mittwoch voriger Woche hatten die Ämter erstmals mehr als 50.000 Fälle gezählt. Das Ansteckungstempo hat sich insofern deutlich beschleunigt. Zudem verzeichneten die Behörden dem RKI zufolge 264 neue Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus, 31 mehr als am Mittwoch vor einer Woche.
Unsere eigenen Recherchen bei den Landkreisen in ganz Deutschland bestätigen den starken Anstieg an bekannten Covid-19-Fällen. Demnach registrierten die Gesundheitsämter innerhalb eines Tages 59.526 neue Corona-Infektionen, ebenfalls ein neuer Höchstwert und 14.568 mehr als am Mittwoch der Vorwoche. Laut den Recherchen von ZEIT ONLINE starben 245 weitere Menschen an oder mit dem Coronavirus, in etwa so viele wie am vorigen Mittwoch. Im Wochenvergleich sind die bekannten Corona-Todesfälle um 37 Prozent gestiegen.
Sieben-Tage-Inzidenz steigt laut RKI auf 336,9
Mit den neuen Ansteckungen hat sich auch die Sieben-Tage-Inzidenz auf einen neuen Rekordwert erhöht. Je 100.000 Einwohner und Woche stecken sich laut dem RKI zurzeit 336,9 Menschen mit Covid-19 an, so viele wie noch nie. Laut den Zahlen von ZEIT ONLINE liegt die bundesweite Inzidenz sogar noch höher: Sie hat demnach einen bisherigen Höchststand von 354,2 erreicht, ein Anstieg von 39 Prozent gegenüber der Vorwoche.
Die aktuell gemessenen Inzidenzen sind nur bis zu einem gewissen Punkt mit denen aus vorherigen Wellen vergleichbar. Mittlerweile sind mehr Menschen geimpft, sodass mehr Infektionen nicht mehr im gleichen Maß zu einer Zunahme der Schwerkranken führen. Bei gleichen Inzidenzen wie zu einem früheren Zeitpunkt der Pandemie müssen derzeit also gegenwärtig verhältnismäßig weniger Menschen ins Krankenhaus, auf die Intensivstation oder sterben.
Dennoch steigen auch hier die Zahlen inzwischen an: Nach den Recherchen von ZEIT ONLINE werden derzeit 3.376 Patientinnen und Patienten mit Covid-19 auf Intensivstationen behandelt. Das entspricht im Wochentrend einem Anstieg um 23 Prozent. Momentan sind 14 Prozent aller Intensivbetten bundesweit mit Covid-19-Patienten belegt.
Weil die Schutzwirkung der Impfstoffe mit der Zeit nachlässt, müssen inzwischen auch vermehrt Geimpfte wegen Covid-19 ins Krankenhaus. Allerdings ist die Situation in den Kliniken aktuell eine andere als vor einem Jahr: An vielen Orten fehlen heute Pflegekräfte. Dort können weniger Menschen medizinisch versorgt werden.
RKI-Präsident Lothar Wieler hat am Mittwochabend ein dramatisches Bild der aktuellen Corona-Lage gezeichnet und die Politik zum dringenden Handeln aufgefordert. "Wir waren noch nie so beunruhigt wie jetzt", sagte Wieler bei einer Onlinediskussion mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU).
Wieler warnte, dass die tatsächlichen Corona-Zahlen noch drastischer ausfielen, als es die offiziellen Statistiken widerspiegelten. Hinter den mehr als 50.000 Infektionen, die derzeit pro Tag neu registriert würden, "verbergen sich mindestens noch einmal doppelt oder dreimal so viele", sagte der RKI-Präsident.
Bayern zählte die meisten neuen Fälle
In 14 von 16 Bundesländern sind am heutigen Mittwoch den Daten von ZEIT ONLINE zufolge so hohe Infektionszahlen wie noch nie übermittelt worden. Bayern liegt bei den Neuinfektionen an der Spitze. Hier waren es 15.094. In Baden-Württemberg waren es 10.633 und in Sachsen 7.135. In allen drei Ländern hatten die Ämter am 11. November 2021 den letzthöchsten Wert ermittelt. Nur aus dem Saarland und Bremen sind keine Höchststände übermittelt worden. Die meisten weiteren Todesfälle wurden in Bayern mit 77 gezählt, darauf folgen Nordrhein-Westfalen mit 34 und Thüringen mit 27.
Unter den Städten und Kreisen meldet Berlin mit 2.886 Fällen die meisten Neuansteckungen. Darauf folgt München mit 2.440. In beiden Städten bedeuten diese Zahlen Höchstwerte. An dritter Stelle steht mit 945 Fällen Ravensburg. Die meisten Todesfälle wurden in Rotall-Inn mit zehn registriert. In Dresden (Stadt) waren es acht und in Meißen und Gotha je sechs. Aus sieben Kreisen sind keine neuen Fälle gemeldet worden. Am Vortag waren es zwölf Kreise ohne Neuansteckungen.
Deutschlandweit haben sich nach Ausbruch der Pandemie den Daten von ZEIT ONLINE zufolge bisher 5.166.150 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. 98.788 sind in Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.
Kommentare
Return of the Yeti
#1 — vor 7 Monaten3G im Bus ist quasi der Hai, der den 14 Wellenreitern künftig Einhalt gebieten wird...
Gelöschter Nutzer 12446
#1.1 — vor 7 MonatenEher ein völlig marodes Fischernetz.
Tafeldienst
#2 — vor 7 MonatenBei den derzeitigen Maßnahmen kann man höchstens von einer Verlangsamung der Wachstumsbeschleunigung, nicht aber der Wachstumsrate der Inzidenz ausgehen. Sieht sehr schlecht, was den Winter angeht...
DontPanik
#2.1 — vor 7 MonatenJa, obwohl die Geschwindigkeit der Pandemie schon viel zu hoch ist (täglich infizieren sich so viele, dass Hunderte davon auf eine Intensivstation kommen werden) beschleunigt das Geschehen täglich weiter.
Echte Bemühungen zu einer Bremsung zu kommen, sind kaum erkennbar.
Obsttaxi
#3 — vor 7 MonatenBisher wurde stoisch angenommen, C19 werde von der Pandemie in die Endemie übergehen. Doch was das genau und ist das Ganze nicht ein Trugschluss?
Bei der Endemie handelt es sich um einen Zustand, in dem die Inzidenz (Häufigkeit der Neuerkrankungen) sowie die Prävalenz (Häufigkeit der Krankheit) einer bestimmten Krankheit unter geringen Schwankungen fortwährend auf einem erhöhten Niveau bleibt. Die Höhe dieses Niveaus ist dabei nebensächlich, relevant ist das andauernd erhöhte Aufkommen an Fällen. Prämisse dafür ist eine Basisreproduktionszahl R0 von nahezu 1. Bekannte Infektionskrankheiten, die sich so verhalten, sind Malaria (Malariagürtel), Gelbfieber und Typhus, tlw. auch Cholera (Jemen).
Kommt nun eine hochansteckende und -letale Krankheit wie bspw. Ebolafieber ins Spiel, gibt es eine große Welle an Infektions- und folgend Todesfällen, bevor die Welle abflaut. Ein endemischer Dauerzustand tritt nicht ein. Somit ist die Charakteristik der Krankheit epidemisch, nicht endemisch. (Vgl. https://de.wikipedia.org/wik…)
Durch Medien aber auch seriöse Autoritäten (u.a. Drosten, jüngst auch Fauci) wurde die Vorstellung einer Covid-"Dauerwelle" (vulgo: Endemie) ins Leben gerufen, die einfach so mit uns schwimmt und die uns dank natürlicher oder künstlicher Immunisierung nur noch marginal kratzen sollte. Doch wird sich Sars-CoV-2 tatsächlich so verhalten?
Obsttaxi
#3.1 — vor 7 MonatenMit dieser Frage hat sich die Epi-Bude Global Biosecurity mal anhand von Beispielen aus der Vergangenheit beschäftigt: https://threader.app/thread/1460371894058708992
Augenscheinlich zeigt der bisherige Pandemieverlauf nicht, dass das Virus endemiefreundlich sein könnte. Eher verhält es sich wie ein klassischer epidemischer Erreger, der - mit stetig neuen Ablegern - in Wellen durchläuft und immer wiederkommt. Für den künftigen Umgang mit C19 kann das nur heißen, dass wir unser Ziel umformulieren müssen. Ein (romantisch verzeichneter) endemischer Zustand ist ziemlich wahrscheinlich bar jeder Realität. Ohnehin wäre dieser nur umsetzbar bei einem Dauer-R von ~1. In welchem Zeitraum seit Beginn der Pandemie hat das einmal funktioniert?
Nun könnte man die hiesigen, schon bekannten humanen Coronaviren (hCoVs) heranziehen. Wie hier zu sehen..
https://www.mayoclinicprocee…
...spreaden sie nach einem saisonalen Muster vorwiegend in den Wintermonaten im Frühjahr mit variabler Ausprägung. So sieht ebenfalls kein definierter endemischer Zustand aus. Eher sehen wir hier einen repetitiven epidemischen Verlauf, der aller Wahrscheinlichkeit nach deshalb so aussieht, weil wir die hCoVs nicht als bedrohlich wahrnehmen und sich alljährlich die Welle bis zur Sättigung so durch die Population zieht. Wie realistisch ist das bei Sars-CoV-2, bei dem wir diese Sättigung in bisher keiner der 3 Wellen auch nur ansatzweise geschafft haben? Hm.
Orange27
#4 — vor 7 Monaten:-)))
Ja, nur, dass der Hai definitiv Veganer/in ist.
Orange27
#4.1 — vor 7 MonatenAntwort auf #1