Der Energieversorger E.on hat nach Ausrufung der Alarmstufe in der Gasversorgung eine Prüfung seiner Gaspreise angekündigt. "Auch wenn wir vorausschauend beschaffen, können wir uns einem über einen längeren Zeitpunkt höheren Preisniveau nicht entziehen und müssen unsere Endkundenpreise entsprechend überprüfen", teilte das Unternehmen laut Nachrichtenagentur Reuters mit. In welchem Umfang die Preise "in diesem Jahr" erhöht werden müssten, sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar.
E.on und andere Versorger sichern sich ihre Gasmengen mit Vorlauf auf den Märkten. Für das laufende Jahr sei die Menge "fast vollständig abgesichert", teilte das Unternehmen mit. Auch für 2023 habe E.on bereits signifikante Mengen unter Vertrag. Es sei perspektivisch mit steigenden Preisen zu rechnen, wenn russisches Gas weiter gedrosselt werde oder sogar komplett wegfalle. "Weniger russische Erdgasimporte haben Auswirkungen auf das Angebot und damit auf das Gaspreisniveau an den Handelsplätzen."
Der
Energiekonzern RWE befürchtet laut Nachrichtenagentur Reuters nach der Ausrufung der Alarmstufe keine unmittelbaren Auswirkungen. Die eigenen Gasspeicher seien bereits
gut gefüllt, teilte das Unternehmen demnach mit. RWE habe nur noch sehr begrenzte
Gaslieferungen aus Russland vertraglich vereinbart. Ende des kommenden Jahres
liefen die Verträge ohnehin planmäßig aus.
Uniper fordert Klarheit über Kosten
RWE sprach sich für eine rasche Befüllung der Gasspeicher aus.
"Der Schritt zeigt, wie wichtig es jetzt ist, überall, wo möglich, Gas
einzusparen und gleichzeitig alles daranzusetzen, die Gasspeicherfüllstände
weiter zu erhöhen", teilte der Konzern mit. "Wir begrüßen, dass die Bundesregierung
dies mit großem Nachdruck angeht."
Die Ausrufung der Alarmstufe reicht nach Einschätzung
des Energiekonzern Uniper womöglich nicht aus. "Es ist
wichtig, dass mit der sogenannten Alarmstufe sehr zügig
Klarheit geschaffen wird, welche Kosten durch die derzeit
angespannte Versorgungslage entstehen", sagte Vorstandschef
Klaus-Dieter Maubach laut Nachrichtenagentur Reuters. Klar sei auch, dass dies für
diesen Winter keine Lösung sei, wenn die Versorgungslage so
bleibe oder sich über die kommenden Wochen weiter verschärfe.
Die Gasspeicherfüllstände seien eine "Fieberkurve" für die Versorgungssicherheit Deutschlands. Wenn diese "Fiebermessung" zeige, dass eine Auffüllung der Gasspeicher bis Oktober nicht wie gesetzlich vorgesehen möglich sei, seien weitere Schritte "unmittelbar und dringend geboten", sagte Maubach.
Preise dürfen noch nicht an Kunden weitergereicht werden
Angesichts reduzierter Gaslieferungen aus Russland hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die zweite Stufe des Notfallplans Gas aktiviert. "Gas ist von nun an ein knappes Gut in Deutschland", sagte er. Die Versorgungssicherheit sei aber aktuell gewährleistet.
Die Alarmstufe ist die zweite von drei Eskalationsstufen des Notfallplans Gas. Sie könnte für Unternehmen und Privathaushalte zu spüren sein, weil Gasversorger in laufenden Verträgen die Preise erhöhen könnten – das soll zunächst aber noch nicht geschehen. Die Alarmstufe ist zudem Voraussetzung für die Pläne der Bundesregierung, den Gasverbrauch im Stromsektor zu senken und Kohlekraftwerke stärker zum Einsatz zu bringen.
Trotz der Alarmstufe setzte die Bundesnetzagentur die Preisanpassungsklausel vorerst nicht in Kraft. Diese würde es den Energieversorgern erlauben, höhere Einkaufspreise für Erdgas direkt an die Kunden weiterzureichen – auch in laufenden Verträgen. Habeck kündigte an, die Bundesregierung werde über weitere Entlastungen von Geringverdienern beraten.
Der
Notfallplan Gas war erstmals Ende März aktiviert worden. Damals rief
Habeck die sogenannte Frühwarnstufe aus, weil eine
Verschlechterung der Versorgungslage drohte. Dies ist inzwischen
eingetreten.
Die letzte Stufe des Notfallplans Gas ist die sogenannte Notfallstufe. Es liegt dann eine "außergewöhnlich hohe Nachfrage nach Gas, eine erhebliche Störung der Gasversorgung oder eine andere beträchtliche Verschlechterung der Versorgungslage vor". Maßnahmen des Markts reichen dann nicht aus, um die Gasnachfrage zu decken. Der Staat muss in diesem Fall einschreiten, um die Versorgung der "geschützten Kunden" sicherzustellen: Zu den möglichen Maßnahmen zählen etwa Anordnungen zur Abschaltung von Industriekunden oder an End- und Großverbraucher, den Verbrauch zu verringern.
Kommentare
John90
#1 — vor 4 TagenMan könnte ja auch einen Teil vom Gewinn verzichten, nur mal so.
Jilzin
#1.1 — vor 4 TagenWarum sollten wir das ohne Zwang tun?
KetaEnte
#2 — vor 4 TagenOh Man Eon schon wieder, wäre ja fast ein Segen ,wenn wir die im Zuge der nächsten auch noch verstaatlichen.
Dann tanzen die dem Steuerzahler nicht mehr ganz so dreist auf der Nase rum und Geld kriegen die vom Fiskus jetzt schon andauern.
Walter Sobschak
#2.1 — vor 4 TagenIch glaube, da werden sich im Herbst bei den Nachzahlungen und Neuabschlagsberechnungen einige Haushalte böse umgucken!
Die Zeit des unreflektierten Konsums wie er die letzten ca. ~40 Jahre gelebt wurde, ist wohl auf längere Sicht vorbei.
EinTollerName
#3 — vor 4 TagenUnd schon geht es los. Bahn frei für Preiserhöhungen auch in laufenden Verträgen 🤒
numbers
#3.1 — vor 4 TagenAbsolut! Ein bisschen mehr Aufopferungswille bitte für das Klima und gegen den Krieg. Wie soll man sonst das Problem lösen wenn nicht mit höheren Preisen und entsprechendem Verzicht
HupertS
#4 — vor 4 TagenDie Gaspreise sind deutlich zu niedrig um die Leute zum sparen zu bewegen. Sehe es als richtigen Schritt, auch für die Energiewende. Es geht um die Freiheit der Ukraine und für Freiheit sollte es keine Preisgrenze geben, wenn im Gegenzug Leben gerettet werden können
KetaEnte
#4.1 — vor 4 TagenEs geht hier um EON sowohl die Energiewende,einsparpotenzial oder die freitheit der Ukraine ist denen scheiß egal.
Denen geht es um Gewinn, deswegen bezogen sie ja das Russen Gas und jetzt wo es nicht läuft, sollen wir deren Zeche zahlen.