Zu den melancholischsten Beschäftigungen für den an akademischen Fragen interessierten Zeitgenossen gehört heute zweifellos die Lektüre der zahlreichen Memoranden, Denkschriften und Resolutionen zur Hochschul- und Schulreform aus den letzten zehn Jahren.
Das Thema "Schulreform" wird in Hamburg diskutiert, seit vor vier Jahren die SPD ihren Willen in dieser Sache mit einer einfachen Mehrheit der Bürgerschaftsstimmen durchsetzte.
Im Kampf um den Hamburger Senat, der am 1. November entschieden wird, ist nicht eine Frage der großen Politik, sondern ein Problem des Erziehungswesens, die sogenannte Schulreform, der Hauptstreitpunkt.
Um die Hamburger Schulreform ist in letzter Zeit viel gestritten worden. Vielmehr: der latente dauernde Widerstand weitester Kreise gegen sie hat sich mehrfach Luft gemacht.
Ein Vater hat gegen die Hamburger Schulbehörde geklagt. Seinem zwölfjährigen Jungen, den er vorige Ostern für die Wissenschaftliche Oberschule angemeldet hatte, war trotz überdurchschnittlich guter Leistungen bei der Aufnahmeprüfung nur die Zulassung zum Besuch der "Technischen Oberschule" (Mittelschule) zugesprochen worden.
Ja, ich muß es bekennen: ich kann das Wort "Schulreform" nicht mehr hören. Es tagen Pädagogen in Süddeutschland oder in Nordrhein-Westfalen, im Harz oder in Kiel.
Nur 17 Prozent englischer Jungen können heute das Vaterunser aufsagen. Vierzehnjährige gehen durchschnittlich mindestens zweimal in der Woche in das Kino und beziehen zwischen fünf und zwanzig Schilling Taschengeld.
In unserer Nummer vom 13. Oktober veröffentlichten wir einen Aufsatz von Paul Weymar „Grundschulen wachsen – Bildung nimmt ab“, in dem sich der Verfasser mit dem Problem der Schulreform auseinandersetzt.
In folgendem Aufsatz spricht kein Schulmann. Die Anregungen des Verfassers sind nicht unproblematisch. Immerhin gehört er dem Elternbeirat einer großen Volksschule an.
Deutschland war nicht dabei, als in Paris die Charta der Menschenrechte der Vereinten Nationen beschlossen wurde. Und in der Frage des Elternrechts scheint Deutschland nicht nur räumlich, andern auch geistig abwesend gewesen zu sein.
Auf einer Veranstaltung des "Kulturbundes für demokratische Erneuerung in Düsseldorf bezeichnete Frau Thorhorn, die den Ministerposten für Erziehung in der Ostzone innehat, die Schulreform als Diskussionsgrundlage für eine Vereinheitlichung des gesamten deutschen Erziehungswesens.
Der Kampf um die Berliner Schulreform betet einen Anschauungsunterricht, der für ganz Deutschland von Nutzen sein kann. In der Viermächtestadt kann eine solche Maßnahme nicht einfach in stiller Vorbereitung und mit allseitiger Zustimmung Beschluß und--Gesetz werden.
Auch die Schulreform und die Angleichung der Schulsysteme wären ein trockenes Problem, würden sie nicht aus dem zauberischen Blickwinkel von Andechs betrachtet: das schaut wie ein Merianscher Stich in die bayrische Landschaft.