Ausländerrecht, Vorratsdatenspeicherung, Prostitution: Die Innenminister von Bund und Ländern haben sich für ihre Herbstkonferenz in Hamburg ein umfangreiches Programm vorgenommen. Etwa 40 Punkte umfasst die vom IMK-Vorsitzenden, Hamburgs Innensenator Heino Vahldieck (CDU), angesetzte Tagesordnung.
Niedersachsens Ressortchef Uwe Schünemann (CDU) kündigte vor der Tagung an , sich für mehr Polizeipräsenz "in islamisch geprägten Stadtvierteln" einzusetzen. Er will auch ein "Handy- und Computerverbot für islamistische Gefährder, um deren Kommunikation zu erschweren". Außerdem solle solchen Menschen verboten werden, radikale Moscheegemeinden oder Problembezirke aufzusuchen. Die Länderpolizeien sollten das Recht erhalten, Computer Verdächtiger über die Online-Verbindung heimlich zu durchsuchen oder Telefonate und E-Mails vorbeugend zu überwachen.
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) warb dafür, gut integrierte Minderjährige nicht abzuschieben. "Eine klare bundesgesetzliche Aufenthaltsregelung für Kinder und Jugendliche ist überfällig", sagte die FDP-Politikerin. Die Innenminister sollten einen sofortigen Abschiebestopp für Kinder und Jugendliche beschließen und das Ausländerrecht reformieren. Sie mahnte, auch die Kriterien zu überdenken. "Beim Bleiberecht für ausländische Kinder und Jugendliche darf nicht nur mit dem Nützlichkeitsmaßstab gemessen werden", sagte die Ministerin. "Schulzeugnisse haben nicht die Aufgabe, über das Bleiberecht von Kindern und ihren Familien zu entscheiden."
Schünemann hatte verlangt, nur Kinder und Jugendliche vor einer Abschiebung zu bewahren, "die straffrei sind, mindestens acht Jahre in Deutschland leben und eine positive Prognose für einen Schulabschluss haben".
Nach Leutheusser-Schnarrenbergers Vorstellung sollen bisher nur geduldete ausländische Minderjährige grundsätzlich ein dauerhaftes Bleiberecht erhalten, unabhängig vom Aufenthaltsrecht der Eltern. Kindern soll das eigenständige Aufenthaltsrecht nur in Ausnahmefällen verweigert werden. Eine Abschiebung wird demnach möglich sein, wenn eine Mindestaufenthaltsdauer von zwei bis maximal drei Jahren unterschritten wird oder das Kind die deutsche Sprache nicht beherrscht.
Der Vorsitzende der Konferenz, Hamburgs Senator Heino Vahldieck (CDU), zeigte Verständnis für die Forderung Niedersachsens nach einer Beteiligung an den Polizeikosten für die Atommülltransporte , die auf der Konferenz ebenfalls erörtert werden soll. "Da kann man nur Verständnis haben", sagte Vahldieck. Gleichwohl sieht er nicht die anderen Länder, sondern den Bund in der Pflicht. "Er ist ja auch derjenige, der von den erhöhten Steuereinnahmen profitiert, die durch die Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke entstehen."
Schünemann hatte nach den jüngsten Castor-Transporten bei der Bewältigung der Kosten in Höhe von rund 25 Millionen Euro allein für den Polizeieinsatz die Hilfe anderer Bundesländer verlangt.
Vahldieck will außerdem ausloten, wie andere Länder zu dem Hamburger Senatsbeschluss stehen, Veranstalter etwa von Fußballspielen oder großen Konzerten an den Kosten von Polizeieinsätzen zu beteiligen. Er gehe davon aus, dass es dazu unterschiedliche Auffassungen geben werde, sagte der Senator.
Kommentare
ikarus7
#1 — 17. November 2010, 10:56 UhrGroenemeyer
"Handy- und Computerverbot für islamistische Gefährder, um deren Kommunikation zu erschweren".
Kinder an die Macht.
Die verstehen wenigstens die Unbeherrschbarkeit der Technik.
Kinski hätte gesagt: Bande von Idioten.
kannnichtsein
#1.1 — 17. November 2010, 11:10 Uhrzurecht
lange keinen so naiven vorschlag gehört. die grundhaltung ist schon sehr bedenklich, aber unabhängig davon spottet die idee jeder beschreibung.
es gibt an jeder ecke internetcafes wo man für billig geld den ganzen tag sitzen kann. und wer ein handy braucht geht einfach in den laden und kauft sich eins.
der herr minister hätte auch vorschlagen können dass "gefährder" ab jetzt blaue unterhosen tragen müssen...
gorgo
#2 — 17. November 2010, 11:04 UhrProportionen
Eine Gesellschaft, die in größtem Maßstab Ihren Wohlstand über Exporte in weniger reiche Länder verdient; die zugleich auf Rohstoffe und billigste Arbeitskräfte in sehr armen Ländern angewiesen ist (Stichwort: Textil- und IT-Industrie...), sollte die Souveränität haben, eine handvoll Kinder zu fördern, ohne sie gleich nach dem Nützlichkeitsprinzip auszusortieren.
Die Tatsache, dass an einzelnen sozialen Brennpunkten auch hierzulande durchaus Probleme entstehen, entspricht der Größe und Struktur eines Landes, dass als zentraler Akteur der Globalisierung seinen Bürgern enormen Wohlstand verschafft. Probleme müssen mit Weitsicht angegangen werden - und dazu gehört die Erkenntnis, dass sie in keinem Verhältnis zu den Problemen stehen, die die Globalisierung (also auch unser aller, wenn auch ungleich verteilter Profit) davon in anderen Ländern anrichten.
Wenige Problemviertel zum Grund einer verallgemeinernd-diffamierenden Kampange zu machen ("islamisch geprägt" - wie kommt der dazu wohl, bei wem schreib er ab, wer schreit jetzt hurrah!?) - das ist menschlich einfach schäbig - und wirtschaftlich fatal.
Timo K
#3 — 17. November 2010, 11:05 UhrMehr Fahnder, ich bitte darum!
Mehr Steuerfahndung zB. das brächte mehr Sicherheit und Gerechtigkeit.
le karl
#3.1 — 17. November 2010, 11:20 UhrGe-nau.
Niemand käme in D auf die Idee, in Stadtviertel mit signifikantern Steuerkriminalität die Präsenz der Steuerfahnder zu erhöhen.
Schade eigentlich.
Wir müssen uns immer wieder klar machen, das Menschen wie Schünemann einer privilegierten Kaste angehören, die ihrem Auftrag und ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachkommt. Eine Verpflichtung gegenüber dem Gemeinwesen kann ich bei solchen Karrieristen nicht erkennen. Im Klartext: Parasitäres Verhalten in parasitären Strukturen. Abwählen. Und zwar schnell. Am besten bundesweit.
DadeSwarn
#4 — 17. November 2010, 11:12 UhrWas passiert nur?
In den letzten Jahren sind Angriffe der IMK auf das Grundgesetz schon so zur Gewohnheit verkommen, dass sie sich gar nicht mehr schämen, einen verfassungsfeindlichen Punkt nach dem anderen auf die Tagesliste zu setzen.
Die Aushöhlung der Demokratie ist in vollem Gange, und die Aktiven schämen sich nicht mal, sie tragen es auf offener Straße zur Schau.
Ich bin empört und schockiert, wie schnell es auf einmal vorangeht. Auf einmal soll ziviler Ungehorsam illegal werden, die Unschuldsvermutung ausgehebelt, einfach jedes Grundrecht beschnitten werden.
Diese Forderungen sind im Prinzip nicht neu. Neu ist die Dreistigkeit und Schamlosigkeit, mit der die Demontierung des Grundgesetzes als völlig selbstverständlich gefordert wird.