Das kolumbianische Verfassungsgericht hat Schwangerschaftsabbrüche legalisiert. Nach der am Montag bekannt gegebenen Entscheidung sind diese bis zur 24. Schwangerschaftswoche nun zulässig. Zuvor war der Abbruch von Schwangerschaften in dem südamerikanischen Land nur in besonderen Fällen erlaubt gewesen. Das galt etwa nach einer Vergewaltigung, Lebensunfähigkeit des Fötus oder bei Gefahr für das Leben der Mutter. In einer Klage hatten Frauenrechtlerinnen argumentiert, das bisherige Gesetz diskriminiere Frauen mit geringem Einkommen, weil sie weniger Zugang zu Ärztinnen, Anwälten oder Psychologinnen hätten, die ihnen helfen könnten, einen Abbruch zu erreichen. Schätzungen zufolge gab es in Kolumbien pro Jahr rund 400.000 heimliche Abbrüche.
"Wir feiern dieses Urteil als einen historischen Sieg für die Frauenbewegung in Kolumbien, die seit Jahrzehnten für die Anerkennung ihrer Rechte kämpft", sagte die Regionalchefin von Amnesty International, Erika Guevara Rosas.
In Argentinien ist Ende 2020 ein Gesetz zur Liberalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen bis zur 14. Schwangerschaftswoche verabschiedet worden. Auch in Kuba sind Abbrüche legal. In den meisten anderen, ebenfalls christlich geprägten lateinamerikanischen Ländern, sind Schwangerschaftsabbrüche nur in Ausnahmefällen erlaubt.
Ecuador brachte in der vergangenen Woche ein Gesetz auf den Weg, das einen Abbruch nach einer Vergewaltigung erlaubt. In Chile scheiterte ein derartiges Gesetz Ende vergangenen Jahres vorerst. Einzig in den lateinamerikanischen Ländern Uruguay, Kuba, Guyana, Französisch-Guyana und in Teilen Mexikos sind Schwangerschaftsabbrüche legal. In El Salvador sind Abtreibungen sogar grundsätzlich verboten und werden mit Freiheitsstrafen geahndet. Selbst Fehlgeburten werden dort mit drastischen Strafen belegt.
Kommentare
Heinrich Reisen
#1 — vor 4 MonatenImmer mehr lateinamerikanische Staaten erkennen Frauenrechte an.
Europäische Staaten wie Polen oder US-Staaten gehen da reaktionärer und rückwärts.
Aber das ist eine gute Nachricht.
Jadoo6
#1.1 — vor 4 MonatenIch würde eher von Menschenrechten sprechen. Schwangerschaftsabbrüche sind nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Das tut sich in der Regel keine Frau aus Spass an der Freude an. Das Leid dahinter wurde nur viel zu lange mit Scham überdeckt. Der Schaden durch unsachgemäße Schwangerschaftsabbrüche dürfte wesentlich größer sein als der bisherige scheinbare Nutzen von Verboten wie Kriminalisierung für die Gesellschaft, den religiöse wie völkische Ideologen immer unterstellen.
Fridolin der Streifenfreie
#2 — vor 4 Monaten"Zuvor war der Abbruch von Schwangerschaften in dem südamerikanischen Land nur in besonderen Fällen erlaubt gewesen. Das galt etwa nach einer Vergewaltigung, Lebensunfähigkeit des Fötus oder bei Gefahr für das Leben der Mutter."
Diese Fälle sind eigentlich Fälle, in denen die Krankenkassen für die Behandlung aufkommen sollten, da es sich offenkundig um Notfälle handelt. Da das Gericht die Regelung aber mit Verweis auf Diskriminierung armer Frauen aufgehoben hat, schlussfolgere ich, dass dies in Kolumbien nicht so ist.
hansi55
#3 — vor 4 MonatenEine wunderbare Nachricht für die Frauen in Kolumbien - sie kämpften und siegten.
Glückwunsch!.
thiak
#4 — vor 4 MonatenWer hätte gedacht, dass Kolumbiuen uns vormacht, wie es richtig geht.
Zwar geniesst der Fötus auch einen gewissen Schutz, zumindest ab dem Zeitpunkt, da er auch ohne Wirt leben könnte, aber bis dahin wiegen die Rechte der Frau mehr.
hansi55
#4.1 — vor 4 Monaten"Wer hätte gedacht, dass Kolumbiuen uns vormacht, wie es richtig geht."
Wir könnten auch von Chile lernen - dort hat man eine strenge Ampelkennzeichnung für giftige Lebensmittel eingeführt und Kinder dürfen von der Lebensmittelindustrie nicht mehr andressiert werden.