In der Region Tigray in Äthiopien verschlechtert sich die humanitäre Lage. Nach UN-Angaben seien Hilfsgüter, Geld und Treibstoff fast oder bereits vollständig aufgebraucht. Die Hilfsorganisationen vor Ort hätten keine Lebensmittelvorräte mehr, teilte das Amt der Vereinten Nationen zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mit.
Seit Mitte Juli erreiche täglich nur noch weniger als ein Zehntel der benötigten rund 100 Lastwagen-Transporte die umkämpfte Region Tigray. Der wöchentliche Finanzbedarf für die laufenden Operationen liege laut UN-Büro bei etwa 5,6 Millionen Euro, in den vergangenen Wochen seien insgesamt allerdings nur 870.000 Euro eingegangen. Die ohnehin knappen Treibstofflieferungen seien seit knapp zwei Wochen komplett unterbrochen.
Wie das OCHA weiter mitteilte, ist die einzige Zufahrtsstraße nach Tigray aufgrund der Sicherheitslage sowie bürokratischer und logistischer Probleme seit dem 22. August unpassierbar. Das UN-Büro rief die Konfliktparteien auf, ungehinderten und sicheren Zugang zur betroffenen Bevölkerung zu gewähren.
Beide Konfliktparteien verhindern humanitäre Hilfe
Mittlerweile breitet sich der Konflikt auch in die benachbarten Regionen aus, in Afar und Amhara sei die Ernährung von 1,7 Millionen Menschen nicht gesichert. Laut UN seien im gesamten Norden des Landes mehr als 5,2 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, mehr als 400.000 vom Hungertod bedroht.
In Tigray kämpfen Rebellen der sogenannten Volksbefreiungsfront TPLF gegen das von der Zentralregierung in der Hauptstadt Addis Abeba entsandte Militär. Die Zentralregierung hatte bereits im November vergangenen Jahres eine Militäroffensive begonnen, bis dahin war die TPLF in der Region an der Macht. Nach einem sechswöchigen Waffenstillstand hatte Premierminister Abiy Ahmed die Armee und alliierte Milizen am 10. August aufgefordert, erneut gegen die Volksbefreiungsfront vorzugehen.
Beiden Konfliktparteien wird vorgeworfen, humanitäre Hilfe zu verhindern. Zuletzt gab es Berichte darüber, dass die TPLF in den vergangenen Wochen Lagerhäuser mit Hilfsgütern geplündert habe. Ähnliche Vorwürfe wurden ebenfalls gegen die Soldaten der Regierung erhoben.
Kommentare
KarlOskar
#1 — vor 10 MonatenVie zu vielen Menschen auf der Welt geht es schlecht. Das ist traurig aber leider Fakt und selbst langfristig wohl kaum zu ändern. Genau das ist jedoch paradoxerweise der Hauptgrund, warum das europäische Grenzregime strikt sein muss und asylgesetze den neuen Gegebenheiten durch ejne Verschärfung angepasst werden müssen. Wenn Europa den Zuzug nicht selbst bestimmt, sondern diese entscheidung schleppern und NGOs überlässt, wird sich die Bevölkerung Europas mittelfristig verdoppeln und das mit verheerenden Folgen. Am Ende würde es hier dann irgendwann aussehen, wie dort gegenwärtig. Das kann ja wohl nicht das Ziel sein.
W. aus H.
#2 — vor 10 MonatenDie humanitäre Lage verschlechterte sich, weil die Bevölkerung in den letzten Jahren nicht zugenommen hat,sie ist „explodiert“. die Bevölkerungsexplosion ist Ursache allen Übels der Region.
KarlOskar
#2.1 — vor 10 MonatenVollkommen richtig. Die wertschopfung Afrikas hat sich in den letzten Jahrzehnten verdopellt. In der selben Zeit hat sich die Bevölkerung jedoch versiebenfacht. Das heißt, dass am Ende heute 3,5 Menschen mit dem gleichen Geld auskommen müssen, wie zuvor ein Mensch. Die Leute sind also deutlich ärmer als noch vor Jahrzehnten. Das Durchschnittsalter in Afrika liegt bei 18 Jahren. Wenn da hunderte Millionen mittellose junge Menschen rumlaufen... Ja dann knallts. Die hauptfluchtursache in Afrika ist, dass es zu viele Menschen mit zu geringen finanziellen Mitteln gibt. Gerade im Zeitalter der Klimaveränderungen ist ein ungehemmter Bevölkerungszuwachs katastrophal zu bewerten.
What a beautiful life
#3 — vor 10 MonatenEntfernt. Bitte formulieren Sie Kritik sachlich und differenziert. Danke, die Redaktion/mf
Janettzeit
#4 — vor 10 Monaten"Nach einem sechswöchigen Waffenstillstand hatte Premierminister Abiy Ahmed die Armee und alliierte Milizen am 10. August aufgefordert, erneut gegen die Volksbefreiungsfront vorzugehen"
Das stimmt so nicht. Die Regierung hat den Waffenstillstand verkündet, die TPLF hat diesen abgelehnt und ist in benachbarten Regionen westlich bei den Amharen und östlich bei den Afar Regionen besetzt und die Bevölkerung vertrieben.
NikitaDerHund
#4.1 — vor 10 MonatenDie einseitige Verurteilung der Regierung in vielen westlichen Medien ist gibt der Tat ein trauriges Bild für die journalistische Qualität ab.
Dass die TPLF über 2 Jahrzehnte die Politik in Äthiopien dominierte und dabei einseitige tigranische Clientelpolitik betrieb, der mit der Wahl Abiys ein Ende gesetzt wurde, worauf die TPLF mit ihrer hochgerüsteten Miliz in Tigray weitgehend separate staatliche Strukturen errichteten, gehört schon zum notwendigen Kontext des Konflikts.
Genauso, wie überhaupt die Weigerung der TPLF als einzige der alten Guerilla Organisationen, ihre Kämpfer zu entwaffnen und demobilisieren.