Die Europäische Union sollte nach Ansicht des selbst ernannten venezolanischen Interimspräsidenten Juan Guaidó mehr Druck auf den sozialistischen Staatschef Nicolás Maduro ausüben. "Ihr habt Möglichkeiten, Druck auf Venezuela auszuüben", sagte Guaidó am Mittwoch im Europaparlament in Brüssel. Die "freie Welt" müsse weitere Sanktionen gegen die "Diktatur" im südamerikanischen Krisenstaat verhängen. Weiterhin bemühe er sich um ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump. "Wir unternehmen alle Anstrengungen, um so viele Programme wie möglich zu koordinieren", sagte er. In der Vergangenheit hatte Guaidó die Zustimmung zu einer möglichen Militärintervention der USA nicht ausgeschlossen.
Für seinen Empfang in Brüssel sprach Guaidó dem Parlament seine "tiefe Dankbarkeit" aus. Zuvor war er bereits vom EU-Außenbeauftragen Josep Borrell und EU-Kommissionsvize Margaritis Schinas empfangen worden. Borrell habe Guaidó die Unterstützung der EU zugesichert, teilte die EU-Kommission mit. Die Nationalversammlung, zu deren Präsident sich Guaidó kürzlich wählen ließ, sei "die einzige demokratisch gewählte Institution in Venezuela".
Guaidó befindet sich derzeit auf einer Europareise, um bei seinen
Verbündeten und Sympathisanten um weitere Unterstützung im Machtkampf
mit Maduro zu werben. Offiziell unterliegt der Oppositionspolitiker einem Ausreiseverbot, über
das er sich aber mit einer Reise nach Kolumbien und nun nach Europa
hinwegsetzte. Ende der Woche wird auch seine Teilnahme am
Weltwirtschaftsforum in Davos erwartet.
Maduro ist dank Militär nach wie vor im Amt
Der Abgeordnete hatte sich
vor einem Jahr zum Staatschef erklärt und Maduro dadurch nach dessen
umstrittener Wiederwahl offen herausgefordert. Zwar wird Guaidó von mehr
als 50 Ländern, darunter den USA und Deutschland, als legitimer
Übergangspräsident anerkannt. Allerdings ist es ihm nicht gelungen, den
vom Militär gestützten Maduro aus dem Amt zu drängen. Maduro wird unter anderem von China und Russland unterstützt.
Menschenrechtsgruppen und internationale Organisationen werfen Maduros Regierung Verbrechen wie willkürliche Morde, Entführungen und Folter vor. Weiterhin leidet Venezuela trotz der weltweit größten Erdölreserven unter einer schweren wirtschaftlichen Krise. Aus Mangel an Devisen sowie bedingt durch schwere US-Sanktionen kann das Land kaum noch Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs einführen, die Landeswährung ist durch eine enorme Inflation entwertet. 4,5 Millionen der 30 Millionen Venezolaner haben das Land bereits verlassen.
Kommentare
The Jabberwocky
#1 — 23. Januar 2020, 11:37 UhrEU Sanktionen. Was für ein Hohn. Die EU sollte auf eine Auflösung der Sanktionen der USA hinwirken. Damit es den Menschen da wieder besser geht.
NAVAN
#1.1 — 23. Januar 2020, 11:41 UhrDa es den Venezolanern bereits vor den Sanktionen immer schlechter ging, lautet die Problemlösung deutlich anders: Das Maduro-Regime muss gestürzt werden.
NAVAN
#2 — 23. Januar 2020, 11:37 UhrLeider schaffen Guaido bzw. die Venezolaner es nicht, den Diktator Maduro wegzufegen, der sich mit Armee, Morde, Folter etc. an der Macht hält. Da werden wohl noch mehr als die bereits 4,5 Millionen (!) Menschen fliehen, bis Maduro mit seiner Verbrecherbande alleine ist.
MischaS
#2.1 — 23. Januar 2020, 12:19 UhrHass und Hetze im Netz werden immer schlimmer! Lesen Sie mal:
https://zeit.disable.pw/2020/05/…
Da fordert Guaido zum Sanktionskrieg gegen sein eigenes Land auf und Sie finden das gut...
Hugo Henner
#3 — 23. Januar 2020, 11:42 UhrHat Brüssel denn nicht genug eigene Sorgen ? Der geplante Regime-Change der Amerikaner mit dem Selbsternannten hat doch nicht funktioniert. Was will denn der jetzt bei den Europäern ? Europa hat genug eigene Baustellen.
The Jabberwocky
#3.1 — 23. Januar 2020, 11:51 UhrMan ist geneigt, eine Assoziation mit einer Resterampe zu ziehen.
Reverend Wicks Cherrycoke
#4 — 23. Januar 2020, 11:43 UhrJetzt geht das wieder los...
Könnten wir nicht mit den Regimewechseln allmählich mal wieder aufhören? Wer soll denn den Humbug von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten glauben, den die Freunde und Geschäftspartner von Saudi-Arabien zu solchen Anlässen von sich geben? Machen sich denn schon wieder Todesschwadronen, sorry, Freiheitskämpfer bereit, in die Dörfer zu gehen und dort die Menschenrechte zu verbreiten? Trumps Sonderbeauftragter Elliott Abrams kennt sich ja damit aus...
https://en.wikipedia.org/wik…
NAVAN
#4.1 — 23. Januar 2020, 11:48 UhrWer soll Ihnen denn glauben, wenn Sie von Todesschwadronen schreiben, Maduros gedungene Mörderbanden, die Colectivos, aber unerwähnt lassen?