Caravaggio revolutionierte die religiöse Malerei um 1600: Nicht nur mit seiner Hell-Dunkel-Malerei, die die Figuren scheinbar auf einer verdunkelten Bühne mit Scheinwerferspots beleuchtet. Sondern vor allem auch mit seinem umwerfenden Realismus – die Pilger haben dreckige Füße, die Soldaten stahlharte Muskeln und die Engel so haargenau erfasste Flügel, als könnten sie jeden Moment davonfliegen.
In Augen zu, dem Kunstpodcast von ZEIT und ZEIT ONLINE, wird die
Geschichte dieses einzigartigen Künstlers erzählt und
die große Frage gestellt: War Caravaggio, dieser Maler zeitloser
Madonnen, eigentlich selbst gläubig?
Wie in jeder Folge werden zwei Telefonjoker dazu
befragt: Diesmal Max Hollein, der Direktor des Metropolitan Museums in
New York und Sybille Ebert-Schifferer, die größte deutsche
Caravaggio-Expertin. Gemeinsam mit ihnen wird versucht,
den vielen Rätseln im Leben und Werk dieses atemraubenden Künstlers auf
die Spur zu kommen.
Im Kunstpodcast Augen zu entführen alle 14 Tage
Florian Illies, Kunsthistoriker und Herausgeber der ZEIT, und Giovanni
di Lorenzo, Chefredakteur der ZEIT, ihre Zuhörerinnen und Zuhörer in die
wunderbare Welt der Kunst. Jede Folge widmet
sich einem Künstler oder einer Künstlerin – ihren biografischen
Wendungen und ihren wichtigsten Werken. Man erfährt, an welchem Ort man
Caravaggio am eindrucksvollsten erleben kann. Und am Ende hat jeder –
auch mit geschlossenen Augen – den Kopf voller Bilder.
Mit Fragen oder Anregungen zum Podcast erreichen Sie die Moderatoren unter [email protected] . Alle Folgen des Podcasts finden Sie hier.
Kommentare
annamarie.luise
#1 — vor 10 Monaten"Wie kann ein Mensch mit so schlechtem Charakter so gute Kunstwerke schaffen?"
Das ist ganz einfach.
Das Eine hat mit dem Anderen nichts zu tun.
Marzipan
#1.1 — vor 10 Monaten> Wie kann ein Mensch mit so schlechtem Charakter so gute Kunstwerke schaffen? <
Was für eine - ich muss es so sagen - dumme Frage.
ich13578
#2 — vor 10 MonatenNaja, die Kirche war eh nicht immer so begeistert von Caravaggio. Caravaggio malt eine Maria Entschlafung, nimmer eine tote Prostituierte als Modell und die sieht auf dem Bild wirklich so aus, wie wenn sie tot wäre. Das ging damals nicht. Damals hatte eine Maria nicht zu sterben. Eine Maria hat zu entschlafen um dann sofort in den Himmel aufgenommen zu werden.
Das interesse an Caravaggio Entschlafung bekundeten dann private Kunstinteressierte. Nicht die Ofiziellen.
Caravaggio war ein mutiger Mensch, offensichtlich. Und fanatisch, wenn man seine Kunst ernst nimmt.
123Valentino
#3 — vor 10 MonatenWas haben die Fähigkeiten eines Menschen mit seinem Charakter zu tun?
Newton war ein Genie, aber ein völlig durchtriebener, hinterhältiger , missgünstiger Mensch. Ach so , ich meine Isaac Newton, auch er hat Menschen an den Galgen gebracht.
Ein Einstein würde heute keinen Job finden , seine Einstellung zu Frauen, würde die Jobsuche unmöglich machen .
Das sind aber die Auswirkungen religiöser Prägung , nur gute Menschen können gutes schaffen . Böse Menschen schaffen böses? Ist das so ?
Bach hat nur diese wunderbare Musik geschaffen weil er von Gott inspiriert wurde?
Marzipan
#3.1 — vor 10 Monaten> Das sind aber die Auswirkungen religiöser Prägung , nur gute Menschen können gutes schaffen . <
Nein, das sind die Auswirkungen der sokratischen Philosophie, überliefert durch Platon. Das Wahre, Gute und Schöne ist ein seit der Antike geprägter begrifflicher Dreiklang, der sich über die Weimarer Klassik tief ins Bewusstsein der Deutschen gefräst hat.
Wie tief, sieht man an der dummen Frage im Teaser.
Der_Oldenburger
#4 — vor 10 MonatenReisserische Schlagzeile, die keineswegs den Forschungsstand widerspiegelt. Schon zu Lebzeiten galt seine Einmischung bei der Auseinandersetzung mit Ranuccio Tomassoni als Totschlag, bei der übrigens auch Caravaggio schwer verletzt wurde. Neben dem Umstand, dass sich die Autoren vielleicht noch einmal mit der aktuellen Quellenkritik zu dem Thema auseinandersetzen sollen, passt das Palaver zum puritanischen Zeitgeist, der von Künstlern, Komödianten, Politikern, Journalisten, Schriftstellern, etc. verlangt, dass sie Heilige sein mögen und gefälligst auch die Meinung einer selbsternannten Moralelite wiedergeben sollen. Von AL Franken bis Joanne K. Rowling lassen sich gute Belege dafür finden. Nirgendwo wird das Problem deutlicher, als in der ahistorischen Rückprojektion, so wie es hier demonstriert wird.
ClimateJustice
#4.1 — vor 10 MonatenJetzt haben Sie den Köder geschluckt. Natürlich muss man beides getrennt voneinander diskutieren. Biografismen, die ich dem Podcast, der sich ja vorgeblich der Kunst widmet, scon bei der ersten oder zweiten Folge vorwarf, führen stets in die Irre. Für große Kunst ist es völlig gleichgültig, wer Werke geschaffen hat, sie steht für sich selbst. Es ist nicht entscheidend, ob ein Künstler den Faschismus verherrlicht hat, sondern ob sein Werk faschismusverherrlichend ist. Völlig jenseits dessen, kann man z. B. Nolde oder Boccioni als Faschisten bezeichnen und ihre Fragwürdigkeit als Menschen herausstellen. Bei z. B. Adolf Ziegler sind aber die Werke selbst faschistisch und auch deshalb schlechte Kunst. Entscheidend ist immer, was sich in den Werken selbst manifestiert oder eben auch nicht.