Der Journalist Deniz Yücel ist überraschend als PEN-Präsident zurückgetreten. Zugleich kündigte er seinen Austritt aus der Schriftstellervereinigung an. "Ich möchte nicht Präsident dieser Bratwurstbude sein", sagte Yücel bei der Mitgliederversammlung in Gotha. Zuvor hatte es einen Antrag zur Abwahl des Präsidenten gegeben, bei dem 75 Mitglieder gegen die Abberufung gestimmt hatten. Das Ergebnis fiel damit äußerst knapp aus, denn 73 Mitglieder stimmten für die Abberufung Yücels.
Das jetzige Präsidium war erst im vergangenen Oktober gewählt worden.
Der Führungsstil der Spitzenriege hatte zu heftigem Streit und
Verwerfungen in der Schriftstellervereinigung geführt. Dabei geht es
unter anderem um Beleidigungen, Mobbingvorwürfe und den Umgangston.
Yücel wird ein "ziemlich
herrischer Umgangston" im PEN vorgeworfen. Der in Gotha gestellte
Abwahlantrag gegen den PEN-Präsidenten war ein Novum in der jüngeren
Geschichte der Vereinigung.
Die 47
Antragsteller sehen ein in der Mitgliedschaft geäußertes "Erschrecken
über
Umgangsstil, Sprache und Herrscherallüren". Es werde eine
"tiefgreifende,
systemische Störung des Anstands und der Würde des PEN" gesehen, die
Folgen für
den inneren Zusammenhalt und die Außensicht von Öffentlichkeit und
Geldgebern
habe. Ein Neubeginn müsse her, der nur durch eine Abberufung der Verantwortlichen erreicht werden könne.
Frühere PEN-Präsidenten kritisieren Yücels Äußerung zur Ukraine
Es gibt aber auch Mitglieder, die hinter dem PEN-Präsidenten stehen. Die Vereinigung sei
mit seinem Einsatz für die Freiheit des Wortes heute in der Öffentlichkeit so
präsent wie schon sehr lange nicht mehr, hieß es in einem entsprechenden Unterstützungsantrag.
Die früheren PEN-Präsidenten Gert Heidenreich, Christoph Hein, Johano Strasser, Josef Haslinger und Regula Venske hatten Yücel zudem aufgefordert, sein Amt niederzulegen, nachdem er sich auf dem Literaturfestival lit.Cologne am 15. März für eine Flugverbotszone über der Ukraine ausgesprochen hatte. Das entspreche, so der Vorwurf, nicht der Charta der Schriftstellervereinigung. Ein Antrag mit 61 Unterstützerinnen und Unterstützern spricht Yücel das Vertrauen aus.
Yücel selbst hatte auf der Mitgliederversammlung
gesagt, dass er den Streit "nicht nötig" habe. Er sehe die Vereinigung
trotz der Streitereien gut aufgestellt. Dafür spreche auch das
gewachsene Interesse der Öffentlichkeit. Es gehe nicht um einen
Generationenkonflikt, sagte Yücel. Bereits zu Beginn der Veranstaltung
hatte es Buh-Rufe und Beleidigungen gegen ihn gegeben. In einem Bericht
sprach Yücel von mehreren latenten Problemen, die das jetzige Präsidium
geerbt habe. Die schwelenden Konflikte und latenten Spannungen wären,
wenn nicht in diesem Präsidium, dann in einem anderen ausgebrochen. Er
räumte aber auch Fehler ein.
Das PEN-Zentrum Deutschland mit nach eigenen Angaben 770 Mitgliedern ist eine der weltweit mehr als 140 Schriftstellervereinigungen, die im Internationalen PEN vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists, Novelists – also Dichter, Essayisten und Schriftsteller.
Kommentare
Dark Energy
#1 — vor 2 WochenIch bin kein Fan von Yücel. Aber er hat Haltung. Das erkenne ich an.
Vielleicht hat er wie bei Diogenes einfach die Kreise gestört. Aber da bin ich nicht tief genug im Thema.
Ülkü
#1.1 — vor 2 Wochen"Ich bin kein Fan von Yücel."
Wie können Sie nur?
Ülkü
#2 — vor 2 WochenNiye ya?
Best Friend Tabitha
#3 — vor 2 WochenSchade! Kann ich aber verstehen dass Yücel auf den Kindergarten keinen Bock hat.
elfotografo
#3.1 — vor 2 WochenHauptsache Sie haben Bock, PEN pauschal als Kindergarten abzuwerten.
Maushund 004
#4 — vor 2 WochenSchade! Warum?!
Oheim Wolf
#4.1 — vor 2 WochenEntfernt. Bitte formulieren Sie Kritik sachlich und differenziert. Danke, die Redaktion/is