Die Zahl der außerhalb Afrikas gemeldeten Affenpocken-Fälle nimmt weiter zu. Die Schweiz und Israel haben jeweils eine Infektion mit dem seltenen Virus bestätigt, in Griechenland wird noch ein Verdachtsfall untersucht. Der Chefinfektiologe an der Berliner Charité, Leif Erik Sander, mahnte, der aktuelle Affenpocken-Ausbruch müsse sehr ernst genommen werden.
Die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) erarbeitet derzeit Leitlinien zur Eindämmung der Krankheit. Es werde befürchtet, dass die Zahl
der Fälle in den Sommermonaten weiter ansteigen könnte, sagte
der Vorsitzende Berater der WHO für Infektionsgefahren, David
Heymann, der Nachrichtenagentur Reuters.
Bislang sind Affenpocken in elf
Ländern aufgetreten, in denen sie sich üblicherweise nicht
verbreiten. Wissenschaftler werten dies als sehr ungewöhnlich.
Affenpocken treten hauptsächlich in Afrika auf und nur selten
andernorts. Bisher wurden mehr als 100 bestätigte oder vermutete
Fälle gemeldet, die meisten davon in Europa.
Experten prüfen Virusvarianten in Berlin
Am Samstag hatten die Behörden erstmals zwei Infizierte in Berlin bestätigt. Zuvor war bereits ein Mann in Bayern positiv auf das Virus getestet worden. Damit gibt es in Deutschland zurzeit drei bekannte Fälle. Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit sagte, es sei davon auszugehen, "dass in den nächsten Tagen eventuell noch weitere Infektionen registriert werden".
Der Zustand der Infizierten in Berlin ist demnach "stabil". Die Ermittlungen zu möglichen Kontaktpersonen liefen. Sie sollen über mögliche Symptome, Hygienemaßnahmen und Übertragungswege informiert werden.
Noch prüfen Experten per Genomsequenzierung, ob es sich bei den Berliner Fällen um den west- oder zentralafrikanischen Virusstamm handelt. Zentralafrikanische Virusvarianten bei Affenpocken sind laut Robert Koch-Institut deutlich ansteckender als die westafrikanischen Virusvarianten. Bei dem zuvor in Bayern aufgetretenen Fall hatte das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München den westafrikanischen Erreger festgestellt.
"Wir müssen keine neue Pandemie fürchten"
Die Berliner Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) sagte, es gebe einen engen Austausch mit den Gesundheitsämtern, dem RKI, der Charité und dem Bundesgesundheitsministerium, um die Bevölkerung "bestmöglich vor dem Affenpockenvirus zu schützen". Es bestehe "kein Grund zur Panik, aber Grund zur Vorsicht, da viele wissenschaftliche Erkenntnisse über die Krankheit noch vorläufig sind, weil sie so selten ist".
Laut Gote gehen Expertinnen und Experten davon aus, "dass wir keine neue Pandemie fürchten müssen". Es müsse aber jetzt "schnell und konsequent" gehandelt werden.
Der Klinikdirektor der Infektiologie an der Charité, Sander, sagte, die Dynamik des aktuellen Affenpocken-Ausbruchs sei "ungewöhnlich" und müsse daher sehr ernst genommen werden, bis die Infektionsketten und Übertragungswege besser untersucht und effektiv unterbrochen worden seien. Die WHO geht davon aus, dass der Ausbruch in Europa durch sexuelle Kontakte ausgelöst worden ist.
Schweizer Patient vermutlich im Ausland infiziert
Die Schweiz bestätigte am Samstag ihren ersten Affenpocken-Fall im Kanton Bern. Die betroffene Person sei vermutlich im Ausland mit dem Virus in Berührung gekommen, teilten die regionalen Gesundheitsbehörden mit. In Israel wurde die erste Affenpocken-Infektion bei einem 30-jährigen Mann festgestellt. Nach Angaben eines Krankenhauses in Tel Aviv war der Betroffene kürzlich mit Symptomen der Infektionskrankheit aus Westeuropa zurückgekehrt.
Die griechischen Gesundheitsbehörden meldeten einen Verdachtsfall bei einem englischen Touristen. Er und seine Reisegefährtin seien daher in einer Klinik isoliert worden. Die Testergebnisse werden für Montag erwartet.
Kommentare
Sensibler Zwiebelhackbraten
#1 — vor 1 Monat"Es werde befürchtet, dass die Zahl der Fälle in den Sommermonaten weiter ansteigen könnte"
Es müssen Einreisekontrollen an den Grenzen und Flughäfen durchgeführt werden, damit nicht noch mehr Fälle eingeschleppt werden.
Die Fehler, die in der Corona-Pandemie gemacht wurden, dürfen sich nicht wiederholen.
OLCasandra
#1.1 — vor 1 MonatEntfernt. Bitte verzichten Sie auf überzogene Polemik. Danke, die Redaktion/mlf
Lerotius
#2 — vor 1 Monat"... gehen Expertinnen und Experten davon aus, "dass wir keine neue Pandemie fürchten müssen".
So haben die doch schon mal dahergeredet. Als Covid noch als "noch eine" Halsentzündung verkannt wurde. Ein paar Millionen Tote später hat man das vergessen lassen wollen gewünscht.
Vorsichtig sein und auf Mutationen aufpassen, bitte.
Que Che
#2.1 — vor 1 MonatAch Mumpitz. Das ist ein völlig anderer Erreger. RKI:
Infektionswege
Menschen können sich vor allem durch Kontakt mit den Hauteffloreszenzen, Blut, Gewebe oder Ausscheidungen infizierter Tiere (in erster Linie verschiedener Nagetiere) und beim Umgang mit dem Fleisch erkrankter Tiere infizieren. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten und nur bei engem Kontakt möglich, kann aber durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Schorf der Affenpocken-Infizierten auftreten, vermutlich auch im Rahmen von sexuellen Handlungen. Eine Übertragung bereits in der Prodromalphase ist bei Face-to-Face-Kontakt durch ausgeschiedene Atemwegssekrete möglich. Die bislang längsten dokumentierten Infektionsketten betrugen 6-9 Personen.
kleiner Kaktus
#3 — vor 1 MonatViele dürften noch ausreichend durch ihre Pockenimpfung geschützt sein die bis in die späten 70er Jahre Pflicht war.
Es besteht Kreuzimmunität.
n-Factor
#3.1 — vor 1 MonatDurch eine Impfung, die fast ein halbes Jahrhundert her ist?
Darth Nihilus
#4 — vor 1 MonatDie gemeldeten Fälle zeigen, dass das Virus bereits global verteilt ist. Deswegen ist die WHO Aufklärungskampagne eilig und wichtig, damit sich die Menschen wirksam schützen können.
Bunny Lebowski
#4.1 — vor 1 MonatEntfernt. Bitte verzichten Sie auf überzogene Polemik. Danke, die Redaktion/mlf