In Kolumbien verüben Drogenbanden und bewaffnete Gruppen wieder vermehrt Massaker. Mindestens 17 Menschen sind nach Behördenangaben allein in den vergangenen drei Tagen in den Grenzregionen zu Venezuela und zu Ecuador getötet worden.
In der Region Nariño wurden nach Angaben des dortigen Gouverneurs Jhon Rojas sechs Menschen tot aufgefunden. Die Opfer waren laut Rojas junge Menschen und wurden nach dem bisherigen Erkenntnisstand umgebracht. Zwei weitere Menschen wurden offenbar verschleppt und gelten als vermisst.
Am Sonntag will der kolumbianische Präsident Iván Duque zu Sicherheitsberatungen in der Region eintreffen. In Nariño waren erst eine Woche zuvor neun Menschen bei einem Angriff bewaffneter Männer ums Leben gekommen und am Dienstag mindestens drei Indigene in einem Reservat getötet worden.
Zeitgleich meldete im benachbarten Bezirk Cauca der Bürgermeister des Ortes El Tambo, Carlos Vela, auf Facebook, dass es dort ebenfalls zu einem "Massaker" mit sechs Toten gekommen sei. Bereits am Freitag hatte zudem die staatliche Ombudsstelle für Menschenrechte berichtet, an der Grenze zu Venezuela im Nordosten Kolumbiens seien die Leichen von fünf Menschen gefunden worden.
Anfang der Woche hatten sich die
Vereinten Nationen eingeschaltet und die Zunahme tödlicher Gewalt in dem
südamerikanischen Land verurteilt. Laut UN-Daten hat es seit Jahresbeginn in
Kolumbien 33 Massaker gegeben, die meisten davon in Koka-Anbauregionen. Als
Massaker bezeichnen die UN, wenn mindestens drei Menschen am selben Ort durch
dieselbe Gruppe getötet werden. Drogenhändler und andere Kriminelle sind nach
Einschätzung der Vereinten Nationen für die meisten Massaker in Kolumbien verantwortlich.
Kokain und Schutzgeld
Mitte Juli wurde ein Mitarbeiter der Vereinten Nationen möglicherweise selbst Opfer der Gewalt. Er war auf einer Friedensmission in Kolumbien und wurde erhängt aufgefunden. Die Polizei sprach von Suizid, aber Beobachter glauben, dass der UN-Gesandte ermordet wurde.
Der neue Ausbruch an Gewalt könnte den Frieden gefährden, den die Regierung mit der größten Rebellenorganisation Farc im Jahr 2016 geschlossen hat. Zuvor hatten linke Guerillagruppen, Drogenbanden, rechte Paramilitärs und Regierungstruppen über Jahrzehnte hinweg einen blutigen Konflikt in Kolumbien ausgetragen.
Mit dem Abkommen verbesserte sich zunächst die Sicherheitslage. Allerdings kämpfen auch heute noch mehr als 2.000 Farc-Dissidenten gegen die Regierung. Sie finanzieren sich über den Kokainhandel und Schutzgelderpressung. Auch die kleinere Guerillagruppe ELN ist weiter aktiv. Zudem stoßen andere Verbrechersyndikate in die früheren Einflussgebiete der Farc vor.
Kommentare
Kapaster d.J.
#1 — 23. August 2020, 1:50 UhrDiese Toten (und unzählige andere) verantworten sowohl die User der Drogen als auch die Parteigänger der Prohibition.
Was für ein Wahnsinn, dieser "War in Drugs".
Und niemanden schert es wirklich.
Kapaster d.J.
#1.1 — 23. August 2020, 1:50 UhrWar on drugs
JaguarCat
#2 — 23. August 2020, 6:46 UhrDie Lösung ist doch einfach: Drogen legalisieren, aber die Abgabe an Auflagen knüpfen, insbesondere medizinische Beratung. Und das sowohl bei Alkohol, der ja weiterhin öffentlich verehrt wird, als auch bei Marihuana (ist das wirklich schlimmer als Tabak?), Opiaten (Wirkstoffe wie Oxycodon oder Fentanyl werden Schmerzpatienten ja oft mit einer Leichtigkeit verschrieben, als wären es das einfach nur "bunte Pillen", um das sogar weniger stark wirkende Heroin wird hingegen ein Aufriss veranstaltet, als wäre das das allertödlichste Gift überhaupt) oder Amphetaminen.
Nicht nur die Zahl der tödlichen Mafia-Kämpfe, sondern auch die Zahl der Drogentoten nimmt dann schnell ab, wenn das "Dope" nicht mehr mit wechselnden Mengen von Rattengift oder Blei gestreckt ist.
BodoMiskos
#2.1 — 23. August 2020, 9:44 Uhr"Die Lösung ist doch einfach: Drogen legalisieren"
Was meinen Sie denn, warum Drogen eigentlich verboten sind?
Laffer
#3 — 23. August 2020, 8:30 UhrLegalisieren? Vielleicht.
Viel wichtiger: Das Problem in den Familien lösen. So auf seine Kinder achten, dass sie keine Drogen nehmen. Sie mit verantwortungsbewusster Erziehung, Liebe und Ansprechbarkeit zu starken Menschen machen und für sie da sein.
joaber
#3.1 — 23. August 2020, 8:44 Uhr"So auf seine Kinder achten, dass sie keine Drogen nehmen."
Das wäre ideal und gut, und da lässt sich sicherlich oftmals gut steuern. Leider aber geht das nicht immer; das Kind muss nur die falschen Leute "cool" finden und in einen entsprechenden Bekanntenkreis abrutschen, und dann ist schwer gegenzusteuern.
Einen solchen 14-jährigen (mal als Beispiel) können sie zB nicht den ganzen Tag in Hausarrest stecken und das zu verhindern.
Gullischacht
#4 — 23. August 2020, 9:31 Uhr"Laut UN-Daten hat es seit Jahresbeginn in Kolumbien 33 Massaker gegeben, die meisten davon in Koka-Anbauregionen. Als Massaker bezeichnen die UN, wenn mindestens drei Menschen am selben Ort durch dieselbe Gruppe getötet werden. Drogenhändler und andere Kriminelle sind nach Einschätzung der Vereinten Nationen für die meisten Massaker in Kolumbien verantwortlich."
Hört sich ein bißchen düster an doch "normal". Da werden Reviere neu verteilt und die dortigen Drogenkartelle mischen munter mit.
Kolubien sticht da allerdings gar nicht besonders hervor mit Platz 18;
https://de.wikipedia.org/wik…
Es gibt da noch ganz andere Kandidaten, von denen weniger berichtet wird.
Für Hintergründe zum Thema empfehlenswert;
https://www.spiegel.de/polit…
BodoMiskos
#4.1 — 23. August 2020, 9:49 Uhr"Kolubien sticht da allerdings gar nicht besonders hervor mit Platz 18;"
Welche Maßstäbe legen Sie denn da an? Kulumbien hat die 30fache Mordrate von Deutschland. Venezuela die 100fache.