Zwei Jahre nach dem spektakulären Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden hat in der sächsischen Landeshauptstadt der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter begonnen. Die sechs Männer im Alter zwischen 22 und 28 Jahren sind des schweren Bandendiebstahls, der Brandstiftung und der besonders schweren Brandstiftung angeklagt. Die Angeklagten hätten bei dem Einbruch "einzigartige und unersetzbare Schmuckstücke" gestohlen, sagte Staatsanwalt Christian Weber bei der Verlesung der Anklage. "Die Tat war gezielt vorbereitet".
Unter großem Medienandrang und mit einem Großangebot der Polizei wurde die Verhandlung eröffnet. Das Landgericht Dresden verhandelt aus Sicherheitsgründen in einem für Terror- und Extremismusverfahren geschaffenen Raum des Oberlandesgerichts Dresden am Stadtrand.
Zwei der Verdächtigen sind laut Anklage am frühen Morgen des 25. November 2019 durch ein Fenster gewaltsam in das Dresdner Residenzschloss eingestiegen. Dort verschafften sie sich mit einer Axt Zugang zu einer Vitrine und entrissen 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4.300 Diamanten und Brillanten aus dem 17. und 18. Jahrhundert im Wert von 113 Millionen Euro. Von der Beute fehlt jede Spur. Gleichzeitig zum Diebstahl brannte ein Elektroverteiler in Tatortnähe, wodurch die Straßenbeleuchtung ausfiel. Das Fluchtauto wurde später in einer Tiefgarage angezündet.
Täter waren laut Anklage bewaffnet
Laut Anklageschrift waren die Männer während des Einbruchs bewaffnet: Sie trugen einen Revolver und eine Pistole mit Schalldämpfer bei sich. Die Anklage listete auch auf, wie akribisch sich die Beschuldigten auf den Coup vorbereitet haben sollen. Mehrfach spähten sie demnach den späteren Tatort aus und entfernten vor dem Einbruch in die Schatzkammer einen Teil des gusseisernen Gitters vor einem Fenster, das sie anschließend mit Klebematerial wieder einfügten. Auf diese Weise wollten sie am Tag des Einbruchs schneller in das Gebäude eindringen, wie es hieß.
Die sechs Angeklagten sollen Teil des Berliner Remmo-Clans sein. Dem Clan wird auch ein anderer aufsehenerregender Fall – der Diebstahl einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum – angerechnet. Zwei der Tatverdächtigen sollen bereits an diesem Raub beteiligt gewesen sein, waren aber zum Zeitpunkt des Einbruchs in Dresden auf freiem Fuß.
Da zwei der Beschuldigten zur Tatzeit minderjährig waren, agiert die Strafkammer als Jugendkammer. Das Gericht erwartet langwierige Verhandlungen. Es sind 14 Verteidiger und drei Staatsanwälte beteiligt, Dutzende Zeugen sollen befragt werden, die Hauptakte umfasst 65 Bände. Neben Zeugenaussagen sollen DNS-Spuren, Videos und Daten als Beweismittel herangezogen werden. Zunächst sind Termine bis Oktober angesetzt. Das Landgericht Dresden verhandelt aus Sicherheitsgründen in einem für Terror- und Extremismusverfahren geschaffenen Raum des Oberlandesgerichts Dresden am Stadtrand.
Kommentare
Sans toit ni loi
#1 — vor 4 MonatenWie ein auf Raubkunst spezialisierter Detektiv - den Namen habe ich leider vergessen - heute früh im Hessischen Rundfunk sagte, dürften diese Preziosen auf Nimmerwiedersehen verschwunden sein.
Aus den Fassungen gebrochen und irgendwo auf der Welt verscherbelt.
Ich bin nur froh, dass ich das Grüne Gewölbe besucht habe, als die Juwelen noch an ihren Plätzen lagen.
Zudem meinte dieser Fachmann, dass die nun vor Gericht stehenden jungen Männer 'nicht der Kopf der Schlange' seien, da sie unmöglich über die zum Verkauf nötigen Verbindungen verfügten.
Das dürfte dann wohl die Aufgabe der Erwachsenen des Remmo-Clans sein.
Das Gold dieser riesigen Münze haben sie ja auch unter die Leute gebracht.
Ocean's 14 - allerdings ohne jeden Charme.
Nemo99
#2 — vor 4 MonatenIch finde es nur komisch, dass man anscheinend immer noch davon ausgeht, dass die Juwelen in ihrer damaligen Form noch existieren.
Sollte das kein Auftragsdiebstahl eines Sammlerstück gewesen sein sind die doch längst für Material auseinander genommen und anderweitig verarbeitet worden.
Leerzeichen Punkt
#2.1 — vor 4 MonatenWer geht davon aus bzw. wo steht das im Artikel? Denken Sie wirklich, dass es nur darum geht, die Beute zurück zu bekommen?
Paul Freiburger
#3 — vor 4 Monaten"21 Schmuckstücke mit insgesamt 4.300 Diamanten und Brillanten aus dem 17. und 18. Jahrhundert im Wert von 113 Millionen Euro."
Auch für das zehnfache kann sich das Grüne Gewölbe keine vergleichbaren Stücke kaufen, es waren Unikate. Wenn die Sachen zerstört sind, was sehr wahrscheinlich ist, sind sie weg für immer.
Ich hoffe, man rückt dem Remmo-Clan mit allen juristischen Mitteln auf die Pelle. die dürften nicht nur die zwei Diebstähle am Stecken haben.
Sans toit ni loi
#3.1 — vor 4 MonatenDer Berliner Remmo-Clan besteht aus unglaublichen (+/-) tausend Personen von denen ein gewisser Prozentsatz sich seit Jahren durch das Strafgesetzbuch arbeitet.
Hartz IV gibt's anscheinend obendrauf.
Ich bin einigermaßen baff über diese Verhältnisse, das gebe ich unumwunden zu.
AndreaV
#4 — vor 4 MonatenDenen wird nicht viel passieren.
14 Anwälte - der Clan kann sich bestimmt die teuersten und besten leisten - gegen 3 Staatsanwälte.
Dazu noch Anwendung von Jugendstrafrecht.
zeitgleis
#4.1 — vor 4 Monaten„14 Anwälte - der Clan kann sich bestimmt die teuersten und besten leisten“
20 Sozialstunden dürften wohl trotzdem schon drin sein.