Wer die Batterie eines iPhones austauschen will, wird sich womöglich an die Tesa-Power-Strips-Werbung erinnert fühlen. Zuerst muss man nämlich den weißen Klebestreifen zwischen Akku und iPhone-Gehäuse in die Länge ziehen. Dafür soll man das Ende mit einer speziellen Pinzette greifen und sie dann vorsichtig drehen, sodass sich der Klebestreifen drum herumwickelt. Das Prozedere vollzieht man mit allen vier Klebestreifen. Erst dann kann man den Akku aus dem Gerät entnehmen. Aber Achtung: "Zerkratzen oder durchstechen Sie die Batterie nicht mit der Pinzette!"
Diese Warnung stammt aus einer Anleitung, wie man ein iPhone 13 repariert. Neu daran ist nicht, wie kompliziert es ist, die fest verklebte Batterie in einem solchen Gerät zu ersetzen. Sondern, dass Apple diese Anleitung selbst veröffentlicht hat.
Seit Mittwoch verkauft der Konzern Ersatzteile für iPhones. Darunter Bildschirme, Akkus, Kameramodule. Bisher nur für die Telefone der Reihen 12 und 13 sowie dem aktuellen iPhone SE. Angekündigt worden war das bereits im November vergangenen Jahres, ursprünglich für Anfang 2022. Nun ist das Programm gestartet, zunächst in den USA. Europa und andere Teile der Welt sollen im Lauf des Jahres folgen. Das gilt auch für Ersatzteile für MacBooks und iMacs mit Apples eigenem M1-Chip.
Elektronikhersteller verkauft Ersatzteile. Dass das überhaupt eine Nachricht ist, liegt daran, dass sich Apple lange dagegen gewehrt hat, dass Nutzerinnen und Nutzer ihre Geräte selbst reparieren. Zu gefährlich sei das, argumentierten Lobbyisten des Konzerns in der Vergangenheit, zum Beispiel, weil die Lithium-Ionen-Akkus in Flammen aufgehen könnten. Manche iPhone-Modelle zeigten sogar eine permanente Warnung an, wenn eine nicht autorisierte Batterie verbaut wurde. Dass ausgerechnet Apple nun zum Vorreiter der Reparierbarkeit werden will, darf man getrost als Kehrtwende bezeichnen.
Auch Samsung lässt bald reparieren
Allein ist Apple damit nicht. Auch die Geräte von Samsung sind fest verleimt und nicht gerade zum Selbstreparieren optimiert. Und auch der südkoreanische Smartphonehersteller hat vor wenigen Wochen angekündigt, bald Ersatzteile für Smartphones an Endkunden verkaufen zu wollen.
Damit kommen die Konzerne möglicherweise gesetzlichen Verpflichtungen nur knapp zuvor. Die "Right to Repair"-Bewegung, die schon lange ein Recht auf Reparatur fordert, findet nämlich zunehmend Gehör: Das EU-Parlament hat sich zum Beispiel bereits für ein solches Recht ausgesprochen. Es wird erwartet, dass die EU-Kommission im Laufe des Jahres einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorlegt. In Frankreich müssen Hersteller schon seit mehr als einem Jahr einen Reparierbarkeit-Score auf die Verpackung ihrer Produkte drucken. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist ebenfalls von einem Recht auf Reparatur die Rede.
Apple verkauft die neuen Möglichkeiten lieber als Teil der eigenen Nachhaltigkeitsbestrebungen. "Wir müssen den Zugang unserer Kunden zu bequemen, sicheren und zuverlässigen Reparaturen ständig weiter ausbauen", sagte Lisa Jackson, die für Nachhaltigkeit zuständige Vorständin von Apple, vor einiger Zeit im Gespräch mit ZEIT ONLINE. "Im Rahmen unserer Strategie der Kreislaufwirtschaft", heißt es nun in einem Apple-Papier, wolle man immer mehr "in den Ausbau unseres Reparaturnetzes investieren".
Kommentare
notbadnotgreat
#1 — vor 2 MonatenApple wird niemals etwas selbstlos für seine Kunden oder irgendwen tun was nicht auf großen finanziellen Gewinn bringt. Das war von Anfang an so indem versucht wurde es möglichst schwer bis unmöglich zu machen Dinge zu reparieren und jetzt wo der Druck zu groß ist und das Right for Repair Movement immer größer wird da mehr Menschen die dringende Notwendigkeit erkennen Dinge nicht sofort wegzuschmeißen, ist man gezwungen einen Schritt entgegen zu kommen. Man wollte schon immer das Maximum an Geld aus den Kunden pressen und gleichzeitig wurde man im AppleStore belogen und einem gesagt das Gerät sei nicht zu reparieren - unzwar gewollt von Apple aus profitgier.
Es ist ein Kompromiss zwischen Nachhaltigkeit und Umwelt auf der einen und reinen finanziellen Interessen auf der anderen Seite, da man den Mund nicht voll bekommt mit Geld.
Dieser Konzern steht für mich für die Ausbeutung des Planeten und das perverse System des Kapitalismus wie kaum etwas anderes. Die Technik und die Geräte an sich, funktioniert und ist sehr gut. Alles drum herum - kann ich nur mit dem Kopf schütteln, auch angesichts der Naivität der Konsumenten.
Analytische Wabenverbrennung
#1.1 — vor 2 MonatenDanke für ihre zu reparierende Vorlage.
Eine west-östliche Sprechschablone unter Entzug von Pathos oder
Der Schablonenwechsler
Apple steht im Konkurrenzkampf mit anderen Konzernen. Zumindest erscheint dies für einen unbedarften, weil Unstudierten mit oder ohne höheren Weihen so. Dabei hat die gute alte friedliche Zeit der indirekten Kooperation zwischen AMD und Intel an den Gerichten einen hohen Lehrwert für den deutschen Mittelstand. Inklusive stellvertretender profitabler gezielter Eskalation an den Gerichten und dem Zerfetzen alter Rechtsordnungen zu Gunsten einer weltweiten wirtschaftspolitischen Neuordnung, die zwischen den beiden Prozessorherstellern auf Basis von Gesetzen von Industrieländern angestossen und ausgehandelt wurde. Die neuen Profiteure sind die alten Profiteure. Es soll sich für die Konzerne als eingebildete, politisch führende Herren der Welt niemals etwas ändern. Der alte Geldadel ist der neue Geldadel. Der Bestandsschutz ist nur gegeben, wenn man sich nachahmend einigelt. Die traurige Wahrheit ist: Zuerst geht es um nationale Politik, dann erst geht es um den Profit. Denn Profit braucht eine stabile nationale Basis und möglichst viele naive Eingeborene in anderen Nationen, die tatsächlich daran glauben, dass Geld die Grundlage der Politk sei...
...denn ohne Geld von den leistungstragenden Konzernen wäre angeblich die nationale Politik handlungsunfähig bis hin zu Gesetzlosigkeit.
Die Wahrheit ist tot! Es lebe die Wahrheit!
Filter41
#2 — vor 2 MonatenUnd wofür steht dann bei Ihnen der Konzern Facebook / Meta?
chris_b
#2.1 — vor 2 Monatenhier im artikel gehts um apple und ein recht auf reparatur.
was können sie bei fb/meta selbst reparieren?
ohne worte!
FoxyK
#3 — vor 2 MonatenIch besaß bisher und besitze noch einige Apple-Produkte und kann bestätigen, dass diese sehr langlebig sind und oft noch nach mehrjähriger Nutzung sehr gut wiederverkauft werden und damit einem zweiten Leben zugeführt werden können. Ich würde sagen, dass hier Nachhaltigkeit schon von Anfang an „eindesigned“ ist. Es ließ sich bisher auch viel reparieren, eben von Servicespezialisten gegen Gebühr. Da ist Qualität garantiert und man bekommt wieder ein einwandfreies Gerät. Das war doch bisher auch schon nachhaltig.
Mario1089
#3.1 — vor 2 MonatenAuch meine Meinung. Ich kaufe immer 2 Jahre alte iPhones, tausche bald den Akku, easy auch ohne offizielle Ersatzteile, und nutze es dann insgesamt 4 Jahre. Das letzte taugt danach immer noch als Spotify player an der Anlage. Wir haben auch noch ein iPad 3 mindestens 10 Jahre dessen HayDay Farm weiter gepflegt wird, und das weiße MacBook 13 lief bis vor kurzem noch im Alter von 12 Jahren als YouTube und Spotify player im Wohnzimmer. Nachhaltiger als gebrauchte Apple Produkte kann man kaum kaufen.
earth99
#4 — vor 2 MonatenHoffentlich bringen Sie mal eine bessere Tastatur als Ersatz. die Alte von 2014 war unkaputtbar, jetzt nach paar Monaten schon bei 2 M1s die Probleme, dass Tasten hängenbleiben. Da reicht ein Staubkorn und es hakt und Anschlag war bei den Alten auch besser. Her mit den Ersatzteilen!
Uncritical_mass
#4.1 — vor 2 MonatenKeychron produziert mechanische Tastaturen, die auch für mac geeignet sind. Qualitativ sehr hochwertig, kann ich nur empfehlen!