Die Zahl der Studierenden, Schülerinnen und Schüler, die Bafög beziehen, ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Der Rückgang habe sich auch 2017 fortgesetzt, heißt es in einer Antwort des Bildungsministeriums auf eine kleine Anfrage der Grünen. In dem Jahr bekamen noch rund 557.000 Studierende und 225.000 Schülerinnen und Schüler Bafög. Damit ist die Zahl der Geförderten in vier Jahren um knapp 180.000 Menschen gesunken.
Der Grünen-Bildungsexperte Kai Gehring sprach von einem "fatalen Absturz dieses wichtigen Chancengerechtigkeitsgesetzes". Ein Ende der dieser Entwicklung sei nicht in Sicht. Die geplante Reform des Bafög sei nicht ausreichend. "Freihändig werden Freibeträge und Fördersätze schrittweise ein wenig angehoben, notwendige Strukturveränderungen packt Ministerin Karliczek gar nicht erst an – zum Beispiel die regelmäßige Erhöhung, die Unterstützung pflegender Studierender oder die Förderung eines Orientierungssemesters."
Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat bereits eine Reform des Bafög-Gesetzes angekündigt. Bedürftige Studierende, Schülerinnen und Schüler sollen ab Mitte dieses Jahres mehr Bafög bekommen. Der Höchstsatz soll bis 2020 von derzeit 735 Euro auf rund 850 Euro im Monat steigen, der Wohnkostenzuschuss von 250 Euro auf 325 Euro monatlich angehoben werden. Zudem ist geplant, die Freibeträge für das Einkommen der Eltern bis 2021 um insgesamt 16 Prozent anzuheben. Damit hätten mehr junge Menschen Anspruch auf die Förderung.
"Union und SPD dürfen das Bafög nicht ruinieren"
Gehring forderte, die Fördersätze und Freibeträge müssten zum nächsten Semester um mindestens zehn Prozent steigen, danach automatisch und regelmäßig. "Union und SPD dürfen das Bafög nicht ruinieren, sondern müssen es beherzt stärken, um Bildungsaufstieg zu ermöglichen, persönliches Wachstum und volkswirtschaftlichen Wohlstand zu sichern".
Der Grünen-Politiker wies darauf hin, dass die Regierung rechnerisch von viel weniger neuen Antragstellerinnen und Antragstellern ausgehe als bei der vergangenen Reform.
Aus der Antwort der Bundesregierung beantragen nur sehr wenige Menschen Bafög online. Von Juni 2017 bis April 2018 waren es demnach nur 590. Derzeit werde daran gearbeitet, die Onlineantragstellung über das Verwaltungsportal des Bundes nutzerorientiert anzubieten, teilte die Regierung mit. Die Länder seien unter Federführung Sachsen-Anhalts in den Prozess eingebunden.
Kommentare
herold69
#1 — 28. Januar 2019, 10:16 UhrWow, von den Abhebungen 2021 haben die Studenten, die seit drei, vier Jahren Probleme haben, eine bezahlbare Unterkunft zu ergattern, auch reichlich viel.
Die Union versagt in allen Ministerien auf ganzer Linie: Klöckner in der Tierhaltung und beim Pflanzenschutz, vdL mit den Kungeleien und maroder Strukturen beim Bund, Seehofer in Sachen Miete und Wohnen, .. Merkel macht gefühlt hat nichts mehr. Habe ich wen vergessen?
de arte venandi cum avibus
#1.1 — 28. Januar 2019, 10:26 UhrScheuer blockiert jegliche Veränderungen in der Automobilbranche, Altmaier lässt die Kohle länger in den Netzen...
herold69
#2 — 28. Januar 2019, 10:17 Uhr"Eine Ende der dieser Entwicklung sei nicht in Sicht."
Achja, bitte korrigieren..*lach*
herold69
#2.1 — 29. Januar 2019, 9:03 Uhr"Ein Ende der dieser Entwicklung sei nicht in Sicht."
Etwas besser, aber nein, immer noch nicht. ;)
Stube315
#3 — 28. Januar 2019, 10:22 UhrIch habe auch BAföG bekommen. Als Darlehen und habe das zurückgezahlt. Ich fand das fair.
Toeftenesser
#3.1 — 28. Januar 2019, 10:27 UhrSinnentleerter kann ein Kommentar wohl nicht sein.
JohnnyFertas
#4 — 28. Januar 2019, 10:24 UhrDie Nachricht an sich ist ja erstmal nicht schlimm. Rein aus der zurückgegangenen Zahl könnte ja auch geschlossen werden, dass weniger Schüler*innen und Studierende überhaupt den Bedarf nach dem Bafög haben.
Erfahrungsgemäß (und das ist natürlich wieder subjektiv) beziehen Schüler*innen kein Bafög, weil sie einfach nicht wissen, dass es geht und Studierende nicht, weil sie dann quasi nichts mehr selbst verdienen dürfen. Denn jeder Euro, den sie selbst verdienen, wird ihnen quasi direkt an der staatlichen Förderung gekürzt. Nun gehen immer mehr Studierende in Großstädte, in denen die Mieten sehr teuer sind und sie vielleicht ein wenig mehr als den Höchstsatz brauchen und dann lohnt sich das Bafög einfach nicht. Mit höheren Zuschüssen bekämpft man deshalb mMn nur das Symptom und man sollte es den Studierenden ermöglichen, sich auch mit Bafög etwas dazu verdienen zu können. Auch wenn die Zuschüsse natürlich in erster Instanz helfen, lösen sie grundlegende Probleme nicht.
Wie zum Beispiel auch das Problem, dass kaum ein Student an einer Universität in Regelstudienzeit fertig wird. Nach Ablauf der (normalerweise) 6 Semester ist damit die staatliche Förderung grundsätzlich futsch. Da sind die meisten Studierenden gezwungen, sich sowieso frühzeitkg einen Job zu suchen, womit wir wieder beim oben genannten Problem wären...
thetoddster
#4.1 — 28. Januar 2019, 10:37 Uhr"weil sie dann quasi nichts mehr selbst verdienen dürfen."
450 Euro im Monat erlaubter Nebenverdienst sind für einen Studenten mit Sicherheit nicht "quasi nichts". Zudem man für mehr als auf Minijobbasis erst mal die Zeit haben muss.